Bereits 1854 besuchte Sisi noch während ihrer Flitterwochen erstmals Reichenau gemeinsam mit ihrem frisch angetrauten Ehemann. Ab 1859 diente ihr das Sisi-Schloss – nahe an der Hauptstadt und doch weit weg vom Hof gelegen - als Refugium für längere und kürzere Séjours und sie schätzte es so sehr, dass sie nach ihrem langen Aufenthalt in Madeira und Venedig 1862 nicht etwa direkt nach Wien fuhr, sondern hier mit Franz Joseph und den Kindern zusammentraf – um nach kurzem Wiedersehen direkt von hier nach Bayern weiterzureisen.
Sisis Aufenthalte sind dokumentiert durch die Aufzeichnungen im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, in den lokalen Pfarrgedenkbüchern und auch in der zeitgenössischen Presse. Durch einen Bericht des Wiener Salonblatts aus dem Jahr 1886 ist belegt, dass sie auch in diesem Jahr noch immer ein Appartement im Schloss hatte.
Sisis tageweisen und wochenweisen Séjours, alleine, in Begleitung des Kaisers, der Kinder oder auch ihrer Schwestern waren ungezwungen und frei von höfischem Zeremoniell. Das Schloss in Reichenau war für Sisi ein Zufluchtsort, den sie aufsuchte, wenn der Zwang am Wiener Hof zu groß und die Zwistigkeiten in der Familie zu unerträglich wurden, sodass sie des Öfteren spät abends eintraf und am nächsten Tag wieder abreiste.
1862 blieb sie – unterbrochen von einer kurzen Kur – mehrere Monate und verbrachte die Tage wie auch in den Folgejahren mit Empfängen, Ausfahrten, Promenaden, Ausritten und am liebsten mit Forellenfischen, während sie 1865 gemeinsam mit ihrer Familie den eigenen Geburtstag mit einer Vokalmesse zu ihren Ehren in der St.Barbarakirche am 23. Dezember vorfeierte.